Artikel aus dem BaselExpress (zum Originalartikel)
Was tun, wenn das eigene Kind leidet? Jede Mutter und jeder Vater würde helfen wollen. Doch unter den momentanen Umständen bedeutet «Hilfe» für das Kind höchstens, vom Regen in die Traufe zu kommen. Der Erfahrungsbericht einer Mutter.
«Ich hätte so viel schreiben können, fast hätte ich es deshalb lieber sein lassen. Meine Wut und Verzweiflung, die Machtlosigkeit und tausend andere Gefühle und Gedanken, die man als Mutter hat, machten es mir schwer, mich kurz zu fassen!
Meine Tochter war bis Anfangs 2020 ein fröhliches Kind. Sie hat begeistert Sport getrieben, war immer gut drauf und traf sich mit ihren Freunden. Doch während des ersten Lockdowns zog sie sich immer mehr zurück. Sie hatte keine Lust mehr auf irgendwas.
Glücklicherweise ging es im Sommer etwas bergauf, als sie wieder mit Freunden ins Schwimmbad gehen und Sport treiben konnte. Bis dann im Oktober die Maskenpflicht eingeführt wurde…
Zuerst im Sport – ein endloses Mantra: Hände desinfizieren, Abstand halten, Maske tragen. Dann fing es auch in der Schule an. Ich habe ihr von Anfang an gesagt, sie solle ehrlich zu sich sein und wenn sie merke, dass es ihr nicht gut gehe, soll sie reagieren. Meiner Tochter ging es nicht gut mit der Maske, doch ein Dispens wollte sie auf keinen Fall, weil sie dann die einzige ohne Maske wäre.
Der «Maskendetektiv»
So richtig schlimm wurde es nach den Fasnachtsferien. Die Lehrerin verfolgte meine Tochter und die anderen Kinder auch während der Pause draussen an der frischen Luft und ermahnte sie, wenn jemand die Maske nicht richtig trug. Auch beim Sport und beim Znüni essen – immer das gleiche. Wie verzweifelt und voller Wut muss man sich als Kind fühlen, wenn die Erwachsenen einen die ganze Zeit so behandeln, als wäre man krank und gefährlich. Man versteht doch die Welt nicht mehr!
Durch die Idee der Lehrerin, in der Pause ein Kind als «Maskendetektiv» einzusetzen, spitzte sich die Lage nochmals zu. Der «Maskendetektiv» hatte die Aufgabe, die anderen Kinder zu kontrollieren und der Lehrerin anschliessend zu berichten, wer gemahnt werden musste. Man hatte sogar mit Strafen gedroht. Mein sofortiger Termin bei der Schulsozialarbeiterin konnte Schlimmeres verhindern und die Idee der «Maskendetektive» wurde nicht länger verfolgt.
Der Besuch beim Arzt
Meiner Tochter ging es immer schlechter. Sie wollte nicht mehr in die Schule und war mit den Nerven am Ende. In den Frühlingsferien mussten wir dann ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Sie bekam ein Zeugnis, welches sie von der Maskenpflicht befreit und ihr wurde eine Therapie verschrieben. Am ersten Tag nach den Ferien informierte ich die Schulleitung und schickte ihr eine Kopie des Zeugnisses. Mit der Lehrerin fand ein Gespräch statt und ich machte sie nochmals darauf aufmerksam, dass meine Tochter zurzeit keinem Stress oder Druck ausgesetzt werden darf!
Vom Regen in die Traufe
Doch die Situation in der Schule wurde nicht besser. So kam meine Tochter drei Tage später zu mir und fragte mich, ob sie trotzdem wieder die Maske anziehen könne: In der Pause müsse sie entweder alleine im Zimmer bleiben oder eine Maske anziehen, wenn sie nach draussen wolle. Die Lehrerin ermahne ständig die anderen Kinder, von ihr Abstand zu halten. Im Schulzimmer habe sie einen kleinen separaten Tisch bekommen und während Partnerarbeiten müsse sie die Maske – trotz medizinischem Attest – anziehen. Das Schulhaus müsse sie vor oder nach allen anderen Kindern betreten und verlassen oder eine Maske tragen.
Für meine Tochter ist es schwierig, das alles zu verstehen. Für mich ist es pure Diskriminierung!»
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