Pro Juventute: Corona-Report: Die Pandemie trifft Kinder und Jugendliche hart

Siehe Originalbericht von Pro Juventute:

Die Covid-Pandemie belastet Kinder und Jugendliche stark und akzentuiert bestehende Probleme und Ungleichheiten. Es besteht Handlungsbedarf, sonst beeinträchtigt diese Pandemie das Leben einer ganzen Generation, verschärft soziale Ungleichheiten und verursacht über Jahrzehnte hohe soziale Kosten.

Was macht die Covid-Pandemie mit den Kindern und Jugendlichen in der Schweiz? Wie geht es ihnen? Wie verändern die Massnahmen ihr Leben? Auf diese Fragen versucht Pro Juventute mit dem Corona-Report Antworten zu geben.

Psychische Belastung hat während Corona-Pandemie deutlich zugenommen

 

  • Junge Menschen sind durch die Krise psychisch viel stärker belastet als andere Altersgruppen. Sie leiden vor allem unter den sozialen Einschränkungen, denn der Austausch mit Gleichaltrigen ist für Kinder und Jugendliche nicht nur ein Zeitvertreib: Er ist essenziell für ihre persönliche Entwicklung und Identitätsbildung.
  • Beratungsanfragen zu Themen wie «Einsamkeit», «Freunde verlieren» oder «Psychische Gesundheit» haben bei 147.ch entsprechend stark zugenommen.

Corona belastet das familiäre Zusammenleben

 

  • Besonders Familien in bereits belasteten, sozial oder wirtschaftlich prekären Verhältnissen haben ein deutlich höheres Risiko, dass sich ihre Situation und das Familienklima spürbar verschlechtern und innerfamiliäre Spannungen und Konflikte bis hin zu Gewalt zunehmen.
  • Beratungen zu den Themen «Konflikte mit den Eltern» (+60 %), «Konflikte mit Geschwistern» (+100 %) und «häusliche Gewalt» (+70 %) nahmen bei 147.ch stark zu.

Corona: Nicht alle meistern Schule und Beruf gleich gut

 

  • Schulschliessungen und Fernunterricht haben Auswirkungen auf den Lernerfolg und -fortschritt von Kindern und Jugendlichen. Es zeigt sich: Kinder aus sozial benachteiligten beziehungsweise bildungsferneren Familien haben ein deutlich erhöhtes Risiko, schulisch noch mehr abgehängt zu werden. Eine schlechtere technische Ausstattung, die räumliche Situation und geringere zeitliche und emotionale Ressourcen der Eltern wirken sich aus. Ohnehin bestehende Ungleichheiten bei Bildung und Berufsaussichten werden durch die Krise verschärft.
  • Die Corona-Pandemie macht Lernenden das Leben schwer: 43% erhalten während der Quarantäne keine betriebliche Ausbildung und verpassen Lehrstoff.
  • Für Jugendliche im letzten Lehrjahr spitzt sich die Situation zu: Der Berufseinstieg ist schwieriger geworden. Im Januar 2021 sind über 17’000 Jugendliche in der Schweiz arbeitslos, über 5’000 mehr als vor einem Jahr.

Wie der Pro Juventute Corona-Report zeigt, wirken sich die Covid-19-Pandemie und ihre Begleitumstände weitreichend auf die Gesundheit, das Wohlbefinden und die Entwicklung junger Menschen in der Schweiz aus. Die mittel- und langfristigen Folgen der Coronakrise lassen sich zwar noch nicht genau einschätzen, doch ist jetzt schon klar ersichtlich, dass die Kinder und Jugendlichen auch in der Schweiz stark belastet sind und vorbestehende Probleme und Ungleichheiten akzentuiert werden. 

Besserer Schutz für Kinder und Jugendliche in der Coronakrise

Es besteht Handlungsbedarf. Die Corona-Pandemie beeinträchtigt sonst das Leben einer ganzen Generation, verschärft soziale Ungleichheiten und verursacht über Jahrzehnte hohe soziale Kosten. Der Schutz, die Bedürfnisse und Rechte der Kinder und Jugendlichen in der Schweiz müssen bei politischen Abwägungen in der Coronakrise miteinbezogen und bei Massnahmen zur Pandemiebekämpfung berücksichtigt werden. Damit jene nicht vergessen werden, die vermutlich am längsten mit den Folgen dieser Krise werden leben müssen.