Leserbrief: Wir brauchen mehr Querdenker und Skeptiker / Tagi vom 28.01.2021

von Hannes Berchtold, Vilters, gesendet an den Tages-Anzeiger:

Sehr geehrte Herren

Also, der obgenannte Artikel von Edgar Schuler, das schlägt dem Fass nun wirklich den Boden aus. Ausgerechnet der Tagi, der sich seit Beginn der Corona-Krisen weigert, andere Meinungen zur Kenntnis zu nehmen, der sich weigert, Themen kontrovers aufzunehmen, der gewisse Sachverhalte einfach nicht zur Kenntnis nehmen will und der Wissenschaftler mit anderen Meinungen als sie in unseren verschiedenen Taskforces vorherrschen erdreistet sich nun, dafür zu werben, dass Querdenker und Skeptiker zu Wort kommen sollten. Wo sind denn die Taten? Jedenfalls nicht sichtbar ausser in den sog. Factchecks, die einfach Behauptungen darstellen, ohne dass sie mit Quellenverweisen etc. untermauert werden. „In der Krise wird Konformität zur Tugend, Abweichlertum zur Sünde“ schreibt der Autor und genau das haben Sie die ganze Zeit gemacht. Und jetzt sind Sie plötzlich der Meinung, dass „Skeptizismus und Querdenken wieder als nötige Bürgerpflicht dastehen?“  Wie glaubwürdig ist denn das? Übrigens, dass – wie der Autor behauptet – die Feuerwehr Leben rettet und Brände löscht ohne Rücksicht auf den Wasserschaden ist falsch. Die Feuerwehr setzt die Mittel verhältnismässig und mit Augenmass ein und versucht sehr wohl, Schäden so weit wie möglich zu verhindern. Aber gerade das wird eben bezüglich Corona nicht getan. Man überschwemmt die Keller – um beim Bild zu bleiben – auf eine Weise, dass die Fundamente beschädigt werden, was dann zu einem Abbruch des Objektes führt.

Der Tagi bekennt sich (theoretisch) zu einer objektiven und sachlichen Berichterstattung und gerade das tut er nicht, weil er nur eine Denkweise zulässt und für sich und für seine Leser in Anspruch nimmt, dass das die richtige ist. Das brauchen wir eigentlich nicht als Leser. Wir wollen, so wie es der Verband der Schweizer Medien, dem Sie ja auch angehören, eine, ich zitiere „überprüfte Quellen, Hintergründe und eine Hilfe, um eigene Meinungen zu bilden“. Damit Sie (gemeint ist der Leser) Lügen von Fakten unterscheiden können. Eigentlich müsste es so sein, aber weshalb glauben Sie eigentlich, dass Sie das Denken für uns übernehmen müssen?

Was hier produziert wurde ich nichts Anderes als ein Potemkin’sches Dorf. Oder ist es etwas schon eine Absetzbewegung weil Sie feststellen, dass die Stimmung langsam kippt; damit Sie dann sagen können Sie wären ja schon immer für Meinungsvielfalt gewesen?