Leserbrief: Testen – aus der gefühlten Welt des Kindes

Leserbrief von Rose-Marie Benzinger

Als Mutter zweier Töchter habe ich gelernt, mich während der Schulzeit meiner Kinder in ihre jeweilige Situation hinein zu versetzen. Das tue ich auch jetzt, als Grossmutter, mit meinen Enkeln.

Auch heute stelle ich mir vor, wie ich mich als Schülerin fühle, wenn ich einen Test machen muss. Schon mit einem mulmigen Gefühl lasse ich mir die Speichelprobe nehmen. Mir geht’s nicht gut, wenn mir gesagt wird, ich könnte eine schlimme Krankheit in mir haben! Nun muss ich abwarten, wie das Testergebnis ist und bin über die ganze Zeit unruhig. Oh nein, mein Test ist positiv, obwohl ich mich völlig gesund fühle! Weiter geht’s zur PCR-Test-Station. Oje, auch dieser ist positiv! Nun ist Isolation angesagt. Das bedeutet, tagelang einsam auf dem Zimmer sein zu müssen, ohne Kontakt zu anderen– ich fühle mich sehr allein und verstehe nichts mehr! Ich fühle mich gesund, was stimmt nicht mit mir?

Wollen wir das unseren Kindern wirklich antun, sie so ängstigen, ihnen das Gefühl geben, sie seien eine Gefahr für andere? Das ganze Prozedere einmal wöchentlich?

Ich kann nicht verstehen, dass von unseren Behörden ein Test eingesetzt wird, der nachweislich nur Bedeutung hat, wenn der Positiv-Test auch mit Symptomen einhergeht. Für mich sind es liebevolle und mutige Eltern, die ihre Kinder vor solchen Eingriffen und Erfahrungen schützen.